Our Quiet Place

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Our Quiet Place
Frankreich / Bulgarien 2021, 68 Min.
Regie
Elitza Gueorguieva
Sprache
OmeU (Französisch, Bulgarisch, Englisch + Englische und barrierefreie deutsche Untertitel)

Mit der Aneignung des Französischen hat die belarussische Autorin Aliona Gloukhova eine Möglichkeit gefunden, über ihren verschwundenen Vater zu schreiben. Regisseurin Elitza Gueorguieva folgt diesem Prozess, an dessen Ende eine Buchveröffentlichung steht. Gleichzeitig kreuzen sich damit die Lebenswege zweier Frauen, die es auch deshalb nach Westeuropa verschlug, um Abstand von ihren Heimatländern, Belarus und Bulgarien, zu gewinnen.

Sich das Koordinatensystem einer fremden Sprache zunutze machen, um auszudrücken, was einem sonst dramatisch oder pathetisch vorkäme: Aliona Gloukhova hat diese Methode gewählt, um die Geschichte ihres Vaters zu schreiben, eines stillen Dissidenten und Tschernobyl-Experten, der Mitte der 1990er Jahre plötzlich verschwand. Die Erinnerungen an ihn sind lückenhaft, und vielleicht ist selbst das, was sich als Erinnerung tarnt, nicht echt. Aliona taucht ein in die Fiktion und den französischen Wortschatz, der ihr die Freiheit schenkt, eine eigene Fassung der Geschehnisse zu formulieren. Elitza Gueorguieva verfolgt das Herantasten an den biografisch-linguistischen Komplex, der auch an ihr eigenes Gedächtnis appelliert. Denn auf den Straßen von Minsk, die sie gemeinsam mit Aliona beschreitet, spürt sie sogleich die altbekannte Angst aus ihrer Kindheit. Es überkommt sie wie der Biss in eine Madeleine, die sie besser nicht in den Mund genommen hätte. (Carolin Weidner)

By adopting the French language, Belarusian writer Aliona Gloukhova has found a way to write about her vanished father. Director Elitza Gueorguieva follows this process, which culminates in the publication of a book. At the same time, the lives of two women cross paths who ended up in Western Europe partly to gain distance from their home countries, Belarus and Bulgaria. Using the coordinate system of a foreign language to express what would feel dramatic or pathetic otherwise: Aliona Gloukhova chose this method to write down the story of her father, a quiet dissident and Chernobyl expert who suddenly disappeared in the mid-1990s. The memories of him are sketchy, and perhaps even what masquerades as memory isn’t real. Aliona immerses herself in fiction and the French vocabulary that gives her the freedom to formulate her own version of what happened. Elitza Gueorguieva follows this cautious approach to the biographical-linguistic complex, which also appeals to her own memories. Because on the streets of Minsk, which she walks with Aliona, she immediately feels the familiar childhood fear. It overwhelms her like biting into a madeleine she had better not tasted.